In Würde zu Grabe getragen ...

von Ph. Müller

Auflösungsgeneralversammlung des Lehrerinnen- und Lehrervereins Gösgen

Nach über 100 Jahren ist Schluss. Der Lehrerinnen- und Lehrerverein Gösgen – wohl einer der letzten seiner Art und Relikt aus vergangenen Zeiten – hat aufgehört zu existieren. Seit dem 3. September 2019 ist er Geschichte, aber eine schöne.

Bild: Der letzte Vorstand des LVG mit Katja Bielser, Philipp Müller, Melanie Hodel und Andrea von Arx (vlnr)

In den vergangenen Jahren bestand die Aufgabe des Vereins hauptsächlich in der Koordination des ganztägigen Weiterbildungsausflugs im November, welcher jedes Jahr von einem anderen Schulhausteam im Bezirk Gösgen organisiert wurde. Dieser Anlass wurde jeweils sehr geschätzt (Teilnehmerzahlen zwischen 60 und 80 Lehrpersonen), diente einem zwanglosen Austausch über die Gemeindegrenzen und Stufen hinweg und ermöglichte in kurzer Zeit spannende Einblicke in verschiedenste Regionen der Schweiz. Nicht selten fanden sich die besuchten Angebote in den Planungen von Schulreisen und Klassenlagern der teilnehmenden Pädagoginnen und Pädagogen wieder. Ein Weiterbildungsangebot, welchem man die Praxisnähe also in keiner Art und Weise absprechen konnte.

Trotz dem erwiesenem Mehrwert stand der Lehrerinnen- und Lehrerverein Gösgen zusehends quer in der Bildungslandschaft. Mit den schulhausinternen Weiterbildungen, den Blockzeiten und dem halben Tag Schulausfall pro Jahr bekundeten auch vermehrt Schulleitende Mühe.

Bild: Für viele hungrige Mäuler reicht ein Kamin beim Pizzaofen nicht, da braucht es deren zwei ...

Das grösste Problem war jedoch die Suche nach Nachwuchs im Vorstand. Obwohl der Aufwand sehr überschaubar ist, konnten keine neuen Vorstandsmitglieder gefunden werden, was schlussendlich das Schicksal des Vereins besiegelt hat. Der letzte Vorstand war teilweise seit über 15 Jahren in Amt und Würden und hatte anlässlich der letzten GV bereits das Auflösungsszenario angekündigt. Somit galt es als letzte Aufgabe den LVG in Würde zu Grabe zu tragen.

Dies ist dann auch so geschehen. Im rekordverdächtig kurzen geschäftlichen Teil (15 Minuten) wurde von den 35 anwesenden Mitgliedern einstimmig die Auflösung des Vereins beschlossen und es folgte das, was den Verein in den vergangenen Jahren ausgemacht hatte, ein toller kulinarisch-kultureller Teil.

Jan Rutishauser als perfekter „Totengräber“
Kabarettist und Slampoet Jan Rutishauser begeisterte nach dem kulinarischen Höhepunkt – Pizza aus dem fahrenden Ofen von LVG-Mitglied Mich Bielser – die Anwesenden vom ersten Moment an. Selbstverständlich fand die spezielle Art des Engagements – quasi an der Beerdigung eines Vereins – Eingang in seine Einführung. Aber schnell merkte auch der Künstler, dass von Grabesstimmung keine Spur war und so nutzte er die Gelegenheit, sein Publikum mit Wortwitz und ausgesprochener Spielfreude bestens zu unterhalten. Aus der angedachten halben wurde plötzlich eine volle Stunde. Man mag sich wünschen, dass dies den Schülerinnen und Schülern in der Schulstube auch so geht und dass sie zuweilen die Zeit völlig vergessen und nur noch gebannt zuhören können. Jan Rutishauser hat auf jeden Fall ins Schwarze getroffen und hat sich an diesem Abend viele neue Fans gemacht.

Bild: Der Totengräber trägt schwarz, was zuweilen auch zu seinem Humor passte. Jan Rutishauser wusste zu begeistern!

Was bleibt vom Lehrerinnen- und Lehrerverein Gösgen? Auf jeden Fall viele tolle, unvergessliche Erinnerungen und die Gewissheit, dass wir sehr lange ausgehalten haben ...

Zurück